Musik wie von Engeln- Abendkonzert mit dem Gudower Psalter-Ensemble in der Süderender St. Laurentii-Kirche 28.08.2015
Das Konzert
Unter dem Titel „Musik wie von Engeln“ konzertierte das Gudower Streichpsalter-Ensemble „KontraStreich“ in der St.Laurentii-Kirche in Süderende. Das 7-köpfige Ensemble spielte Musik der Gotik, Renaissance und des Barocks unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Karl Lorenz.
Aus seiner Werkstatt stammen die nach historischen Vorbildern weiterentwickelten Instrumente wie Streichpsalter, Tastenkantele, Portativ u.a. Alle Instrumente sind Unikate, die durch ihren bisher noch nie gehörten Klang bei allen Konzerten Beachtung fanden, so z.B. im Rahmen eines Musikfestivals in Krakau.
Werkstattcharakter haben auch die Arrangements, die Karl Lorenz in der Tonsatztechnik der jeweiligen Epoche geschrieben hat. Er stellte die einzelnen Instrumente mit ihren Spielerinnen vor und führte durch das Programm, das Stilelemente aus 5 Jahrhunderten umfasste, aber auch eine Brücke zur neuen Musik schlug.
Das Programm
Walter von der Vogelweide Palästinalied „Allererst lebe ich mir werde“ (1170-1230), Werkstatt Ricercare in G-Dur Anonym Zwei italienische Spielmannstänze (um 1500) 1. La Rotta 2. Saltarello, Heinrich Finck „Ach herzigs Herz“ (1445-1527), Thomas Morley „Nun strahlt der Mai“ (1557-1603) Werkstatt Hildebrandslied, Partita mit Ritornell Carmina burana „Kume, kum Geselle min“ (13.Jh.), Lochamer Liederbuch „All mein Gedanken, die ich hab“ (um 1460), Lothringen 19.Jh. „O du schöner Rosengarten“ Werkstatt Konzertsatz für Cembalo und Psalterensemble, Gudower Psalterensemble KontraStreich Birgit Möbis a.G./ Sopran, Schlagwerk, Cembalo KMD Karl Lorenz / Portativ, Cembalo und Leitung
Der Kirchenmusikdirektor Karl Lorenz
Der studierte Kirchenmusiker, Organist und ehemalige musikalische Leiter der Bühne „Morgenstern“ in Hamburg wurde 1971 zum Kirchenmusikmeister ernannt und erhielt für seine Verdienste als erster den Kulturpreis der Stiftung Herzogtum Lauenburg. Seine besondere Neigung gilt u.a. neben dem Bau von Instrumenten, den Orgelimprovisationen und der Musik des letzen Bach-Schülers Johann Gottfried Müthel.
Karl Lorenz hat sein Instrumentarium durch den Bau eines großen Polychordes mit 56 Saiten erweitert. Damit ergeben sich im Zusammenspiel mit mehreren Gongs und den Streichpsaltern neue Klänge, die zu Ruhe und Meditation führen können, aber auch Möglichkeiten für große Dramatik haben.
Das Ensemble
„KontraStreich“ besteht aus einer Gruppe junger Mädchen, die seit 4 Jahren zusammen probt und unter der Leitung von Karl Lorenz (auch im europäischen Ausland) konzertieren. Die Arrangements und Tonsätze stammen ebenfalls von Karl Lorenz und haben Werkstattcharakter. Durch unterschiedliche Schreibtechniken werden sie verschiedener Epochen angeglichen.
Bei allen Auftritten und Aktivitäten wird besonderes Gewicht auf das Zusammenspiel gelegt, was die Gruppe der Musikerinnen zu einem homogenen Ensemble geprägt hat. Diese Praxis ermöglicht neben Repertoire-Konzerten unter anderem das Zusammenspiel mit Gastensemble, das Auftreten in Kirchen- u. Konzertsälen.
Zum Repertoire gehören zum Beispiel Partiten über Volkslieder der Renaissance, Volksliedsätze aus der Romantik, Choralsätze, Abend- und Gute Nacht-Lieder / Weihnachtslieder und Konzertstücke (Overtüren, Ricercare, Partiten…).
Eindrücke vom Konzert
Die Instrumente
Das Psalterium stammt aus Griechenland und bedeutet in etwa „zupfen“. Das Instrument wurde ursprünglich mit bloßen Fingern oder mit Federkielen gespielt. Es gehört zu der Familie der Zittern und Hackbrettern. Seit Jahrtausenden ist es im Ostasiatischen Raum gebräuchlich. Wie so viele andere kulturelle Bereicherungen fand es nach den Kreuzzügen im 11. und 12. Jahrhundert den Weg nach Europa.
Der Instrumentenbau
Unter dem Namen Psalter wird seit der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts ein Streichinstrument angeboten, welches die dreieckige Form des ursprünglichen Psalteriums aufgreift. Die Saiten verlaufen von der Basis zu den schrägen Rändern, sodass jede einzelne von außen her mit einem Bogen angestrichen werden kann.
Aus diesen relativ einfachen Instrumenten der 50er Jahre entwickelte Karl Lorenz neue Formen, die klanglich weit über die der früheren Streichpsalter hinausgehen und andere Spielweisen zulassen. Durch den Verlauf der Saiten über mehrere Stege sind alle einzeln mit dem Bogen erreichbar, dadurch kann in gewissem Maße Legatospiel eingesetzt werden und schnelle Sprünge sind nun leichter möglich.
Karl Lorenz hat auch die Klangkörper zur Resonanzverstärkung verändert, sodass sich mehr Klangvolumen ergibt und sich das Spiel in größeren Räumen eignet.